5.9.2014, 16 Uhr

Gert-Voss-Archiv der Akademie wird mit einer Publikation eröffnet

Die Buchpremiere findet am 2. November 2014 im Berliner Ensemble statt

Der Schauspieler Gert Voss hat 2012 sein Archiv der Akademie der Akademie der Künste geschenkt. Diese dankt ihm nun mit der Publikation "Gert Voss auf der Bühne", herausgegeben von Ursula Voss. Erscheinungstermin ist der 22. September 2014. Gert Voss war am 13. Juli dieses Jahres verstorben, seit 1994 gehörte er der Akademie der Künste an. Mit dem Gert-Voss-Archiv ist ein umfang- und inhaltsreiches Archiv eines einzigartigen Schauspielers in die Akademie gekommen. Die Übernahme bereichert die bedeutenden Bestände zum deutschsprachigen Theater seit 1900, die das Archiv der Akademie in seiner Abteilung Darstellende Kunst betreut.

Das Gert-Voss-Archiv hat einen Umfang von knapp acht Regalmetern. Davon enthalten ungefähr zwei Regalmeter allein Proben-, Szenen- und Porträtfotografien namhafter Theaterfotografen, wie Arno Declair, Roswitha Hecke, Oliver Herrmann, Monika Rittershaus, Gisela Scheidler, Georg Soulek, Abisag Tüllmann und Ruth Walz. Sie bebildern Voss‘ Theaterkarriere von den Anfängen in Konstanz und Braunschweig, über Bochum, Stuttgart bis nach Wien und Berlin. Etwa eineinhalb Regalmeter füllen die Rollenbücher – das originäre Arbeitsmaterial eines Schauspielers –, die in ihrem „zerlesenen“ Zustand und mit ihren Annotationen einen lebendigen Eindruck davon vermitteln, wie nervenaufreibend und konfliktgeladen der Schauspielberuf sein kann. Die öffentliche Resonanz von Gert Voss‘ Theaterschaffen ist in den sorgfältig gesammelten Kritiken, Interviews und Porträts dokumentiert. Insbesondere die beiden Letzteren vermögen es, die theaterpolitische Szene wieder zu geben, die kulturpolitische Atmosphäre, in der sich die jeweilige Inszenierung verortete.
Die nachgelassene Korrespondenz – nur mit dem Einverständnis der Briefpartner für Dritte einsehbar – verteilt sich auf drei Archivkästen, darunter Post von Autoren, wie Peter Handke, George Tabori und  Peter Turrini. Von besonderer Brisanz sind die Briefe der Regisseure und Intendanten, allen voran von Claus Peymann aus den Theatern Stuttgart, Bochum, Wien und Berlin, von Hans-Peter Doll, der Gert Voss entdeckte, aus Braunschweig, Stuttgart und Wunsiedel, von dem Regisseur Niels-Peter Rudolph, der ihn unbedingt für Hamburg engagieren wollte. Auch Hansgünther Heyme, Jürgen Flimm und Dieter Dorn warben um ihn. Luc Bondy hatte mit seinem Werben mehr Glück, wie z.B. erst im Mai 2013 mit Molières Tartuffe, in dem Gert Voss den Orgon spielte. Peter Stein verpflichtete ihn 1992 für die Salzburger Festspiele in Shakespeares Julius Caesar als Marc Anton und Peter Zadek setzte ihn 1994 in Antonius und Cleopatra, der Shakespeareschen Fortsetzung als Antonius ein. Beider Bemühen um den großen Schauspieler ist im Archiv belegt. Aber auch Schauspielerkollegen schrieben Gert Voss – so etwa Ignaz Kirchner, sein kongenialer Bühnenpartner, oder Anne Bennent, Uwe Bohm, Jutta Lampe, Inge Keller, Otto Schenk.

Das Gert-Voss-Archiv, das nun größtenteils öffentlich zugänglich ist, war mit wissenschaftlicher Akribie von der Dramaturgin und Ehefrau von Gert Voss, Ursula Voss, über viele Jahre aufgebaut worden. Ihr ist die Akademie der Künste zu besonderem Dank verpflichtet. Sie ist auch die Herausgeberin der nun erscheinenden Publikation Gert Voss auf der Bühne. Wegbegleiter erinnern sich von ganz unterschiedlichen beruflichen Perspektiven an Aufführungen und Rollen des kürzlich verstorbenen Schauspielers. Es sind Maler und Schriftsteller, Bühnenbildner und Übersetzer, Dramaturgen und Politiker, allesamt Theaterliebhaber. Daraus entsteht eine Geschichte der Beziehungen zu Stücken, zu Rollen, zu Autoren, zu Zeitereignissen und vor allem zum Spielen. Zugleich zeichnet die Publikation in großformatigen Fotografien anhand von ausgewählten Rezensionen und Dokumenten das Theaterleben von Gert Voss von 1966 bis 2014 nach und geht in einem Exkurs auf alle seine Shakespeare-Rollen ein. Mit Beiträgen von Hermann Beil, Luc Bondy, Bruno Ganz, André Heller, Thomas Ostermeier, Elisabeth Plessen, Harald Schmidt, u.v.a.m.

Die Buchpremiere findet am 2. November 2014 im Berliner Ensemble statt.

Buchhinweis
Gert Voss auf der Bühne
Im Auftrag der Akademie der Künste, Berlin, herausgegeben von Ursula Voss
Klappenbroschur, Format 27,5 x 23,5 cm, 292 Seiten, 284 Farb- und s/w-Abbildungen
ISBN 978-3-88331-204-0
Preis: 29 Euro
Erscheinungstermin: 22. September 2014