Stimmen der Kritik - Theater und Theaterkritik heute Fünf-Uhr-Tee

Buchvorstellung und Gespräch

Die „Stimme der Kritik“, inkorporiert durch den Kritiker Friedrich Luft (1911-1990), der 45 Jahre lang im Sender RIAS eine wöchentliche Sendung dieses Titels hatte, war in Kontinuität und Popularität ein Sonderfall. Außer Friedrich Luft gab es in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts aber noch eine Reihe anderer Kritiker, deren Bildung, Theaterverständnis, Formulierkunst und Verantwortungsbewusstsein sie zu wichtigen Dialogpartnern der Theater machten. Manche von ihnen haben die Seiten gewechselt und Theater geleitet.

Bei Ivan Nagel waren immer beide Seiten präsent: die reflektierend essayistische wie die initiativ und praktisch schaffende. Der Adorno-Schüler begann 1958 als Theaterkritiker für die Deutsche Zeitung, war dann ab 1962 Chefdramaturg der Münchner Kammerspiele, schrieb 1969 bis 1971 für die Süddeutsche Zeitung, bis er 1972 zum Intendanten des Deutschen Schauspielhauses Hamburg wurde, das er bis 1979 führte. Nach dieser Ära gründete Ivan Nagel das Festival Theater der Welt, wurde Kulturkorrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung in New York, leitete von 1985 bis 1988 das Württembergische Staatsschauspiel Stuttgart und übernahm ein Jahr darauf eine Professur für „Ästhetik und Geschichte der Darstellenden Künste“ an der Universität der Künste in Berlin. (Foto Ivan Nagel: Inge Zimmermann)

Außer Essays über Theater, Kunst, Musik schrieb Ivan Nagel zwei vielbeachtete Bücher: „Autonomie und Gnade – Über Mozarts Opern“ (1982), ins Englische, Französische, Spanische, Japanische übersetzt, und „Gemälde und Drama: Giotto, Masaccio, Leonardo“ (2009). Ein universell gebildeter Wanderer über viele Kunst- und Berufsgrenzen hinweg – seit 1992 Mitglied der Akademie der Künste.

Ivan Nagels Gesammelte Schriften erscheinen seit letztem Jahr im Suhrkamp Verlag. Aus Anlass der Veröffentlichung der „Schriften zum Drama“ und „Schriften zum Theater“ spricht er zum Auftakt der neuen Spielzeit mit den Theaterleitern Matthias Lilienthal (Hebbel am Ufer) und Ulrich Khuon (Deutsches Theater) sowie mit dem Kritiker Henning Rischbieter über die Frage, wie sich die Theaterkritik und das Theater seit den 1970er und 80er-Jahren verändert haben und was sie heute bewirken. Moderiert wird das Gespräch von Nikolaus Merck, dem Mitgründer und Chefredakteur des Theaterportals nachtkritik.de.

Sonntag, 21.8.2011

17 Uhr

Pariser Platz

Plenarsaal

Buchvorstellung und Gespräch
€ 5/3
Dokumentation
und hier die Aufzeichnung:
(Der Originalton der Veranstaltung ist urheberrechtlich geschützt. Kopieren oder Ausstrahlen nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Akademie der Künste und aller Gesprächsteilnehmer)

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