1951–2011: Musik und Positionen von Christian Wolff

Konzert und Diskussion
Die „New York School“ – Inbegriff der Avantgardebewegungen aus den 1950er Jahren – war auch die kreative Heimat des Komponisten und Altphilologen Christian Wolff. Im viel gerühmten Kreis um John Cage, David Tudor, Merce Cunningham, Morton Feldman, Robert Rauschenberg u.a. entwickelte er seine künstlerische Identität. Die „Legacy Tour“ der Merce Cunningham Dance Company bringt Christian Wolff nun als Mitwirkenden nach Berlin. Er wird die Aufführungen von „Suite for Five“ und „Antic Meet“ am 26. und 27. September 2011 in der Akademie der Künste musikalisch begleiten und so dem ohnehin besonderen Ereignis einen weiteren Attraktionspunkt hinzufügen

Am 1. Oktober steht er dann selbst im Mittelpunkt des Geschehens. Seine Concert Lecture „1951-2011: Musik und Positionen von Christian Wolff“ entfaltet per Musik und Wort eine Spanne von 60 Jahren künstlerischen Wirkens. Gemeinsam mit der US-amerikanischen Schlagzeugerin Robyn Schulkowsky führt er eigene Werke auf, darunter Premieren: zwei neue, speziell für diese Veranstaltung komponierte Stücke aus seiner Reihe „Exercises (31 und 32)“.

Im Podiumsgespräch trifft Christian Wolff mit Dörte Schmidt – seit 2006 Professorin für Musikwissenschaft an der Universität der Künste Berlin und Autorin zahlreicher herausragender Beiträge zur aktuellen Musik – und dem Komponisten und Direktor der Sektion Musik der Akademie der Künste, Erhard Grosskopf, zusammen. Ihr Austausch wird Schlaglichter auf Wolffs künstlerisches und sozialkritisches Denken werfen sowie historische Kontexte und Zusammenhänge erhellen.
1999 wurde Christian Wolff zum Mitglied der Akademie der Künste gewählt.

>> Programm
For Prepared Piano, 1951
For 1, 2 or 3 people, 1964
Schlagzeug solo (aus Percussionist Dances), 1997
Duo 7 (Melodica und Schlagzeug), 2007
Exercises (31 und 32 ), 2011 – Uraufführungen

Robyn Schulkowsky, Schlagzeug
Christian Wolff, Klavier

- Pause -

Podiumsgespräch:
Erhard Grosskopf, Dörte Schmidt, Robyn Schulkowsky und Christian Wolff

>> Biografien
Christian Wolff, geboren 1934 in Nizza, aufgewachsen in New York. Prägende Einflüsse durch John Cage, den er 1950 kennenlernte, Earle Brown, Morton Feldman, Frédéric Rzewski, Cornelius Cardew u.a. Studium und Dozent der Altphilologie an der Harvard University, Boston. 1974 Stipendiat des DAAD in Berlin. 1976 bis 1999 Professor für Altphilologie und Musik am Dartmouth College, Hanover, New Hampshire. In seinen kompositorischen Arbeiten setzt er sich mit Fragen von „Unbestimmtheit“ und alternativen Notationsformen auseinander. Seit den 1960er Jahren gewinnen zunehmend politische Aspekte in seinem Schaffen an Gewicht. Christian Wolff ist seit 1999 Mitglied der Akademie der Künste.

Robyn Schulkowsky, geboren 1953 in Eureka, South Dakota. Lebt seit 1980 in Europa. In Iowa und New York Schlagzeug-Studium, ergänzend bei Christoph Caskel in Köln. Weltweit agierende Schlagzeugerin mit dem Schwerpunkt Neue und experimentelle Musik. Uraufführungen u.a. von Karlheinz Stockhausen, Mauricio Kagel, Walter Zimmermann, Rebecca Saunders und Wolfgang Rihm. Als Improvisatorin Zusammenarbeit besonders mit Lindsay Cooper, Derek Bailey und Nils Petter Molvær. Multimedia-Projekte u.a. mit Günther Uecker, Sasha Waltz und Kofi Ghanaba. 2008 Uraufführung von „Glorious Percussion“ von Sofia Gubaidulina mit den Göteborger Symphonikern. Robyn Schulkowsky ist selbst Komponistin: 2009 erarbeitete sie in Ingolstadt mit 80 jungen Musikern das Klangtheater-Projekt „Unbedingt! Antigone.“.

Dörte Schmidt, geboren 1964. Professorin für Musikwissenschaft an der Universität der Künste Berlin. Forschungsschwerpunkte: Musiktheater, Musik des 20. und 21. Jahrhunderts und Kultur-geschichte der Musik. Derzeit Leitung der DFG-geförderten Forschungsprojekte „Rückkehr von Musik und Musikern aus dem NS-Exil“ und, gemeinsam mit Pietro Cavallotti, „Ereignis Darmstadt. Die Internationalen Ferienkurse für Neue Musik 1964-1990 als ästhetischer, theoretischer und politischer Handlungsraum“. Dörte Schmidt ist Vizepräsidentin der Deutschen Gesellschaft für Musikforschung sowie des Landesmusikrats Berlin.

Erhard Grosskopf, geboren 1934 in Berlin. Seit 1968 elektronische und Raumkompositionen, u.a. für die EXPO '70 (Kugelpavillon) in Osaka und die Philharmonie Berlin 1971 („Hörmusik“). Studioarbeit in Utrecht und im ZKM. Werke für Orchester, zuletzt „...durch ein Unendliches“ sowie zahlreiche Instrumentalwerke, u.a. fünf Streichquartette. 1994 Mitglied, 2008 Direktor der Sektion Musik der Akademie der Künste.



Samstag, 1.10.2011

19 Uhr

Hanseatenweg

Hallen

Mit Christian Wolff (Klavier) und Robyn Schulkowsky (Schlagzeug). Im Anschluss Gespräch mit Erhard Grosskopf, Dörte Schmidt, Robyn Schulkowsky und Christian Wolff
€ 6/4
>> Im Rahmen von A Year from Monday. 365 Tage Cage