Sprachen der Revolte. Lecture Performance von Faten Rouissi
Film "Forbidden" von Amal Ramsis

Eröffnungsveranstaltung

Sprachen der Revolte. Lecture Performance von Faten Rouissi
Mit ihren Skulpturen, Installationen, Performances und Videos interveniert die politische Künstlerin Faten Rouissi seit den 90er-Jahren immer wieder im Öffentlichen Raum. Zugespitzt haben sich ihre Arbeiten in den Vormonaten der tunesischen Revolution, vor allem aber während des Umbruchs selbst. International berühmt wurde sie mit den Happenings Art dans la rue – Art dans le quartier (Kunst auf der Straße – Kunst im Stadtviertel), in denen sie über Facebook Sprayer, Bildende Künstler und Aktivisten aufrief, die ausgebrannten Autowracks der Herrscherfamilie zu Symbolen der Befreiungsbewegung in Tunesien umzugestalten.
Faten Rouissi versteht ihre künstlerischen Interventionen immer als sozialen Prozess. Es sind die Aktivisten der Revolution, die Bewohner der Stadtviertel, die von Unterdrückung oder Willkür Betroffenen, die zu Akteuren der Projekte werden, selbst handelnd oder reflektierend. Ihre Themen ergeben sich aus den Strukturen von Unterdrückung und Verdrängung, die direkt oder indirekt in ihren Aktionen aufgedeckt werden.

Faten Rouissi, 1967 in Tunis geboren, lehrt visuelle Künste an der Hochschule für Architektur und Stadtplanung (ENAU) und arbeitet als freie Künstlerin in Tunesien.


"Forbidden" von Amal Ramsis
Dokumentarfilm von Amal Ramsis, Ägypten/ Spanien 2011, 69 min., englisch untertitelt.
„Als ich mit dem Drehen von "Forbidden" begann, lebten wir noch in einer Diktatur, die fast alle politischen Rechte und Aktivitäten verbot. Die Polizei und die repressive Staatsicherheit kontrollierten das ganze Land. Das Wort Forbidden war allgegenwärtig. Nichtsdestotrotz gab es eine ziemlich starke gesellschaftliche und politische Bewegung und genau das wollte ich mit meinem Film zeigen. Trotz aller Verbote sind wir auf unsere Weise fähig, Schranken zu durchbrechen. Aus diesem Grund entschied ich mich gegen den Versuch, eine Dreherlaubnis von der Filmzensur zu bekommen, und ich deklarierte diese Entscheidung in der Dokumentation als einen rebellischen Akt. Was ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht wusste, war die Tatsache, dass die Revolution den finalen Punkt meiner Arbeit setzen sollte, indem sie just am letzten Drehtag begann. Damit veränderten sich die Aussage und die Richtung des Films radikal. Schließlich konnte man den Film plötzlich problemlos in Kairo aufführen. Gleichzeitig funktioniert er als historisches Gedächtnis der letzten Tage vor der Revolution, eine Tatsache, die ich so nicht geplant hatte.“ (Amal Ramsis)

Amal Ramsis, 1972 geboren, studierte Jura an der Ain Shams Universität in Kairo und arbeitete drei Jahre in einer Anwaltskanzlei. Sie ist Mitbegründerin des Women’s Studies Centre in Ägypten. 2002 erhielt sie ein Stipendium für ein Studium an der Septima Ars Filmhochschule in Madrid. Sie hat Artikel über den arabischen Frauenfilm veröffentlicht und organisiert Frauenfilmfestivals in der arabischen Welt und in Lateinamerika. Dort bringt sie Frauen das Arbeiten mit der Kamera bei und ermutigt sie, religiöse und staatliche Vorschriften im Alltag abzuschütteln.


>> Programm
Begrüßung Klaus Staeck, Präsident der Akademie der Künste

Lecture-Performance von Faten Rouissi
Französisch mit Simultanübersetzung
mit anschließendem Gespräch Faten Roussi und Johannes Odenthal, Programmbeauftragter der Akademie der Künste

"Forbidden". Film von Amal Ramsis
Im Anschluss Irit Neidhardt, Nahost-Filmspezialistin, im Gespräch mit Amal Ramsis. Englisch und Deutsch mit Simultanübersetzung

>> Mit freundlicher Unterstützung des Hauptstadtkulturfonds

>> im Rahmen von Kunst und Revolte. Zu den Umbrüchen in den arabischen Gesellschaften.

Donnerstag, 1.3.2012

19 Uhr

Hanseatenweg

Studio

Lecture-Performance von Faten Rouissi, Gespräch Faten Rouissi und Johannes Odenthal. Film „Forbidden“ (Amal Ramsis, EG/E 2011, 69'), Gespräch Amal Ramsis und Irit Neidhardt
Festivalticket € 20/12, Tagesticket € 6/4
>> im Rahmen von Kunst und Revolte. Zu den Umbrüchen in den arabischen Gesellschaften