Tilman Hecker Lecture zur Opernregie

Vortrag

Der junge Regisseur und Bühnenbildner Tilman Hecker, Schüler von Achim Freyer und Robert Wilson, erforscht in seiner Arbeit die Möglichkeit, Musik auch als Bewusstseinszustand zu vermitteln, in dem Vergangenheit und Zukunft, Erinnerungen und Visionen immer mit anwesend sind. Im Rahmen des „Monats der Stipendiaten“ der Jungen Akademie erläutert er dies anhand seines Umgangs mit Videoprojektionen in der Inszenierung von Mozarts Oper „La finta giardiniera“ (Die Gärtnerin aus Liebe), die im Wuppertaler Opernhaus am 14. Januar 2012 Premiere hatte. Die Doppelbödigkeit der Handlung und die Verwirrtheit der Personen wird hier u.a. dadurch sichtbar gemacht, dass im Hintergrund bereits auf der Bühne gezeigte Handlungselemente mittels Videoprojektion visuell wiederholt werden.

"Wir haben für Mozarts "La Finta Giardiniera" ein Spielprinzip erfunden, mit dem wir die Musik als Zustand begreifen und darstellen – als Bewusstseinszustand, in dem Vergangenheit und Zukunft, Erinnerungen und Visionen gleichzeitig in der Gegenwart anwesend sind. Ausgehend vom Mord-Trauma, das Belfiore und Sandrina verbindet und das sich zu explizitem Wahnsinn steigert, besteht die Herausforderung darin, diesen Wahnsinn erlebbar zu machen – im Sinne eines Ansturms von Bildern und Situationen, der über die Figuren wie das Publikum hereinbricht. (...) Durch das Filmen von bereits Projiziertem im Zusammenspiel mit neuen Live-Szenen gelangen die Figuren von Verdoppelung zu Vervielfältigung. Der Bühnenraum wird unmöglich tief. Das Publikum blickt in diese Tiefe des Stückes, der Figuren und ihrer Geschichte." (Tilman Hecker)

Tilman Hecker war Berlin-Stipendiat der Sektion Darstellende Kunst 2011.

Sonntag, 6.5.2012

20 Uhr

Hanseatenweg

Clubraum