Arila Siegert. Tänzerin Choreografin Regisseurin

Buchvorstellung und Gespräch

Jim Rakete hat ihren Tanz „Bolero“ in seinem Atelier fotografiert. Tom Schilling bewunderte ihre Choreografien an der Komischen Oper, am Staatsschauspiel Dresden, am Bauhaus Dessau. Für Alexander Kluge ist sie eine „Zauberin der Bewegungsregie der Oper“. 

Arila Siegert hat bei Gret Palucca und Nina Ulanowa studiert, sie hat in Dresden 1985 ein modernes Tanztheater am Staatsschauspiel gegründet und dort ihre großen Soloabende aufgeführt, von denen Ruth Berghaus sagte: „Sie geben einem einen Blick auf die Zeit.“ 

Die künstlerische Arbeit steht mit Texten von Wissenschaftlern und Künstlerkollegen, aus Tagebüchern, Gesprächen im Mittelpunkt des Buches, das Nele Hertling und die Herausgeberin Regine Herrmann vorstellen. Arila Siegert zeigt mit der Tänzerin Mareike Franz eine Lecture-Performance. Videobeispiele und ein Gespräch begleiten die Buchvorstellung.

Sonntag, 16.11.2014

11 Uhr

Hanseatenweg

Studio, kleines Parkett

Buchvorstellung mit der Künstlerin, Nele Hertling, Regine Herrmann (Hg.), Videobeispielen und Gespräch, Moderation Bernd Feuchtner. Lecture-Performance mit Arila Siegert und Mareike Franz.

€ 5/3

Kartenreservierung

Tel.: (030) 200 57-1000 E-Mail: ticket@adk.de
Dokumentation

Zur Matinee mit Arila Siegert und Mareike Franz

Die Matinee am 16.11. aus Anlaß der Präsentation des Buches über Arila Siegert brachte noch einmal auf andere Weise zur An-Schauung, was die Herausgeberin Regine Herrmann über den künstlerischen Weg und die Arbeitsmethodik von Arila Siegert vermitteln wollte. Nach der Begrüßung durch die Vizepräsidentin Nele Hertling, die das Werk und die Persönlichkeit von Arila Siegert würdigte und nach einer kurzen Einführung in das Buch durch die Herausgeberin Regine Herrmann, sprach Bernd Feuchtner mit Arila Siegert über die wichtigsten Entwicklungsetappen auf dem Weg von der Tänzerin zur Opernregisseurin. Fotos und Ausschnitte aus einer Choreografie und einer Operninszenierung demonstrierten sehr anschaulich ihre außerordentliche Präsenz als Tänzerin und die ästhetische und inhaltliche Kraft ihrer Inszenierungen. Im zweiten Teil der Veranstaltung zeigte Arila Siegert in einer Lecture Performance mit Mareike Franz eine Improvisation zu dem Thema: Wie entsteht Theater? In drei Teilen, durch Kommentare von Arila Siegert verbunden, wurden die Musik und die Darstellung als Triebkräfte des Theaters in einem Raum dargestellt, der wunderbar von Susanne Auffermann ins Licht gesetzt und mit Marie-Luise Strandt entwickelt wurde. Die Zuschauer im Kleinen Parkett konnten bei geöffnetem Vorhang den Auftritt von Mareike Franz im großen Saal des Studios verfolgen. Hinter der letzten Reihe im Studio beginnend, berührt und angetrieben von der Musik von Giacinto Scelsi (Hyxos for Alto Flute und Percussion,1955), eroberte sich die Tänzerin langsam den gesamten Raum und die Bühne. Der Kommentar von Arila Siegert: „Wenn Licht und Töne auf einen Körper treffen, beginnt es. Nach dem Selbstphantasieren muß der Körper eine Reflektionsfläche bilden.“ Im zweiten und dritten Teil demonstrierte Arila Siegert, wie sie einen theatralischen Vorgang inszeniert. Mareike Franz verkörperte zuerst mit der Musik von Scelsi das von Arila Siegert vorgegebene Thema „Man wird aus einer Gemeinschaft ausgestoßen und ist verlassen“, indem sie die Bühne von links nach rechts querte und bei diesem Prozess der Ausstoßung, Ablösung und des tastenden Neubeginns von Arila Siegert, die „Schicksal, Fatum oder etwas ähnliches“ spielte, begleitet und geleitet wurde. Im dritten Teil stellte Mareike Franz die Figur der Iphigenie aus „Iphigenie auf Tauris“ dar, die ihre Situation in der Arie Nr. 17 im 2. Akt als verloren beschreibt, aber in der Musik von Gluck das Leben gegen das Sterben setzt und auch – wie Arila Siegert in der Aktion zeigen wollte - gegen die Depression. Mit herzlichem Beifall wurde den Künstlern und allen Beteiligten für die interessante Lecture Performance und gelungene Veranstaltung gedankt. Die Matinee klang bei Gesprächen mit den Künstlern im Studiofoyer aus, wo die Besucher auch das Buch „Arila Siegert Tänzerin Choreografin Regisseurin“ erwerben konnten.


Konstanze Meyerhofer